Notfallseelsorger

20 Jahre Notfallseelsorge – Segen für die Seelenhelfer

Während des Blaulicht-Gottesdienstes Ende August 2020 in der Stadtkirche Mittweida wurden die ehrenamtlichen Notfallseelsorger von Pfarrerin Nina-Maria Mixtacki (3. v. li.) gesegnet. Auch zwei neue Mitarbeiterinnen waren dabei: Christina Keller (re.) und Kerstin Jacob (3. v. re).

Kerstin Jacob hat in ihrem Leben bereits einige Erfahrungen im Umgang mit dem Tod gesammelt und persönliche Schicksalsschläge verarbeitet. Trotz allem oder gerade dadurch steht die Frau aus Seifersbach fest im Leben und im Glauben. Ende 2019 hat sie sich zur ehrenamtlichen Notfallseelsorgerin ausbilden lassen. Und Anfang September 2020 erlebte sie ihren ersten Einsatz: Ein Jugendlicher starb bei einem Verkehrsunfall. Kerstin Jacob kam als Hospitantin zum Einsatzort: „Aber es war so viel zu tun, Gespräche mit den Eltern und den Unfallbeteiligten, sodass ich direkt ins kalte Wasser gesprungen bin“. Nun übernimmt sie monatlich zwei 24-stündige Bereitschaftsdienste in der Region Mittweida und Döbeln. Dafür hängt ihre violette Einsatzjacke bereit und sie hat eine Tasche gepackt unter anderem mit Schreibzeug und einem Teddy, um Kinder zu trösten.

Und Gottes Segen hat sie dabei. „Denn Notfallseelsorger zeigen, dass Gott da ist“, sagte Pfarrerin Nina-Maria Mixtacki während des Blaulicht-Gottesdienstes und segnete die ehrenamtlichen Notfallseelsorger für ihre Aufgabe. „Schließlich braucht es Kraft, um die Ohnmacht in Notsituationen auszuhalten und ein gutes Ohr, um im Schweigen zu verstehen“, sagte die junge Pfarrerin.

Der Blaulicht-Gottesdienst erinnerte an den Aufbau der Notfallseelsorge in den Altkreisen Mittweida und Döbeln vor genau 20 Jahren. Zwei Notärzte, Dr. Uwe Stolz und Horst Bartel, lieferten damals die Initialzündung. Bei ihren Einsetzen erlebten sie, wie nötig der weitere persönliche Beistand ist, wenn Notarzt und Rettungsdienst den Einsatzort verlassen. Inzwischen besteht das Team der Notfallseelsorger beim Diakonischen Werk Rochlitz aus 20 Ehrenamtlichen. Sie kommen zu jeder Uhrzeit, tragen die Erlebnisse mit, halten Gefühle aus, hören zu: egal ob Weinen, Schweigen oder Schreien und egal wie lange es dauert.

„Die Offenheit für Schicksale und die Liebe zu den Menschen sind die Grundvoraussetzungen für diese Aufgabe“, sagt Kerstin Günther (li.) aus Tanneberg, die seit 15 Jahren Notfallseelsorgerin ist. Oft hat sie neben dem Schmerz große Dankbarkeit von den begleiteten Menschen erfahren. Und jeder Einsatz bestärkt sie darin, das eigene Wohlergehen nicht als Selbstverständlichkeit zu sehen.

Während der Bereitschaft haben die Helfer ihr Handy stets griffbereit für den Fall, dass ein Anruf von der Rettungsleitstelle Chemnitz kommt, zum Beispiel weil ein Mensch durch einen Unfall mitten aus dem Leben gerissen wurde. Dann helfen sie beim Überbringen einer Todesnachricht und begleiten die Angehörigen aber auch die Unfallzeugen und Rettungskräfte in den ersten Stunden nach dem Geschehen. Regelmäßige Treffen zum Erfahrungsaustausch und zur Supervision helfen ihnen, das Erlebte selbst angemessen zu bearbeiten.

Wer sich diese ehrenamtliche Aufgabe auch vorstellen kann, der melde sich beim Diakonischen Werk Rochlitz unter Tel. 03737 / 4931-0.