Raus aus dem Ferienmodus
Wie gehen Schüler und Eltern nach den Ferien motiviert an die Schulaufgaben ? Dazu Tipps von Janett Neumeister, Schulsozialarbeiterin, Lerntherapeutin und Mutter von vier Kindern.
Die Osterferien brachten in den Corona-Alltag ein wenig Erleichterung. Keine Schulaufgaben, keinen Druck, all die Aufgaben schaffen zu müssen. Endlich mal frei in den Tag hineinleben und durchatmen. Dies galt allerdings nicht für alle Schüler, viele haben auch in den Ferien liegen gebliebene Schulaufgaben erledigen müssen.
Und wie geht es nach den Osterferien weiter? Fest steht, für die meisten Schüler steht Heimschule auf dem Stundenplan. Doch wie steht es mit der Motivation zum Lernen, besonders jetzt, nach den Ferien und ohne zu wissen, wann wieder normaler Schulalltag einkehren wird.
Lernverweigerung beim Kind und Druckaufbau durch die Eltern bringen letztendlich nur unnütze Streitereien und Diskussionen. Und dem Sprössling zu erklären, dass Schule für die Zukunft wichtig ist, führt schließlich auch nicht zu Einsicht und Motivation.
Motivation lässt sich nicht einfach so herbei zaubern. Motivation braucht positive Beziehungen zu wichtigen Bezugspersonen, Wohlbefinden und Selbstvertrauen. Motivation zum Lernen entsteht außerdem, wenn Kinder Spaß und Interesse am Lernen haben, Lernerfolge und Selbstwirksamkeit spüren und das Ganze als etwas Sinnhaftes erleben und sich beim Lernen wohlfühlen. Die so genannte „intrinsische Motivation“, selbstbestimmt und mit Begeisterung seine Umwelt zu entdecken, sich Wissen anzueignen und zu lernen, steht heute jedoch bei sehr vielen Schülern konträr zu den Lehrinhalten des schulischen Lehrplans. Aus diesem Grund ist Lernen oft mit Fremdbestimmung, Herabsetzung und Druck verbunden und wirkt sich demotivierend auf das Lernen aus.
Damit es auch nach den Osterferien mit dem Lernen in der Heimschule klappt, können sich Eltern drei wesentliche Fragen stellen:
1. Wie steht es um eine feste und aktiv gestaltete Tagesstruktur?
Oberste Priorität ist eine feste Tagesstruktur, die sich am normalen Schul- und Arbeitsalltag orientiert und feste Zeiten fürs Lernen, Arbeiten, Essen, Spielen und Freizeit enthält. Der Tag sollte aktiv und abwechslungsreich gestaltet sein, Freiraum für die Umsetzung eigener Ideen und Interessen lassen und sich weniger vor Tablet, Fernseher, Smartphone und Co abspielen. Je weniger man tut und je mehr man gelangweilt herumlümmelt, desto mehr Demotivation macht sich breit. Wichtig ist auch viel Bewegung an der frischen Luft. Das macht den Kopf frei und bringt neue Ideen.
2. Wie steht’s mit der eigenen Motivation?
Bevor Eltern versuchen, ihr Kind zu motivieren, sollten sie sich zunächst hinterfragen, wie es um ihre eigene Motivation bestellt ist und was sie ihrem Kind vorleben. Das ist wie mit dem Gemüse essen. Wenn Erwachsene selbst kein Gemüse essen, weil es ihnen nicht schmeckt, brauchen sie ihrem Kind nicht erzählen, dass es Gemüse essen muss, weil es schmeckt und gesund ist. Das Kind wird es auch nicht essen.
3. Die wichtigste Frage: Was braucht mein Kind um gut lernen zu können?
Positive Beziehungsgestaltung
Aufgaben- und Leistungsdruck, ständige Kritik durch Eltern, Müdigkeit, Gereiztheit und ständige Spannungen wegen des Dauerthemas Schule sind Beziehungskiller, sorgen für unnötigen Stress und wirken sich demotivierend aufs Lernen aus. Eltern sollten den Druck herausnehmen und sich auf eine positive Beziehungsgestaltung zu ihrem Kind konzentrieren, z. B. durch gemeinsame Aktivitäten, Spiele und Gespräche.
Lernen selbstbestimmt planen
Gehen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die anstehenden Schulaufgaben durch und besprechen Sie mit Ihrem Kind den Wochenablauf. Vereinbaren Sie feste Lernzeiten und lassen Sie Ihr Kind bestimmen, wann es welche Aufgaben bearbeitet. Planen Sie genügend Lernpausen ein. Ihr Kind sollte das Lernen so selbstbestimmt wie möglich planen, denn Fremdbestimmung ist ein Motivationskiller.
Positive Lernbedingungen
Richten Sie nach Möglichkeit Ihrem Kind einen Lernort ein, wo es sich wohlfühlt und ungestört lernen kann. Das darf auch Muttis Küche sein, wenn nebenbei gekocht wird. Viele Kinder mögen die Anwesenheit einer Bezugsperson. Andere brauchen viel Ruhe. Fragen Sie Ihr Kind, wo es gern lernen möchte. Der Lernort kann auch gewechselt werden und es darf nebenbei Musik laufen. Sorgen Sie jedoch dafür, dass keine Ablenkung durch Smartphone entsteht. Am besten das Handy während der Lernphasen weglegen lassen.
Verständnis zeigen und loben
Zeigen Sie Verständnis, wenn Ihr Kind keinen Bock hat. Fragen Sie nach, was es bräuchte, damit das Lernen leichter fällt. Zeigen Sie ihm Anerkennung und ermutigen Sie Ihr Kind zum Lernen. Loben Sie Ihr Kind. Nicht nur für die fertiggestellte Hausaufgabe, sondern auch und vor allem für die Mühe und das Durchhaltevermögen, die Ihr Kind zur Erledigung der Aufgabe aufgebracht hat.
Für die jüngeren Kinder bietet es sich an, den Einstieg und die Motivation zum Lernen über Lernspiele oder einfache Gesellschaftsspiele herzustellen. Manchmal hilft auch ein Rollentausch. Lassen Sie sich von Ihrem Kind doch einmal erklären, was Sie noch alles lernen müssen.
Handlungsorientiertes Lernen
Lassen Sie Ihr Kind entdecken, ausprobieren und experimentieren. Inhalte aus dem Sachkunde und Biologieunterricht können gut mit Unternehmungen in der Natur verbunden werden. Integrieren Sie Lerninhalte beiläufig in den Alltag und nutzen Sie digitale Lernangebote.
Und für den Fall, dass die Frage aufkommt, warum der Sprössling denn all diese Sachen lernen muss, dann stellen Sie doch einmal die Gegenfrage: „Was möchtest du denn stattdessen lernen?“
Tipp: Wenn die Aufgabenstellungen der Lehrer wenig ansprechend und zum Lernen motivierend aufbereitet sind, dann geben Sie bitte dem Lehrer ein Feedback und machen Sie gern Vorschläge. Viele Lehrer sind sehr dankbar, wenn sie von Eltern Rückmeldungen erhalten.