MEGA-Training, Mobbing

Wertschätzung statt Mobbing

In praktischen Übungen trainierten die jugendlichen Teilnehmer des MEGA-Trainings einen selbstsicheren und zugleich wertschätzenden Umgang miteinander.

„Versuchs nochmal mit mehr Körperspannung und ohne Kichern, dann nimmt dich dein Gegenüber eher ernst“, rät Schulsozialarbeiter Ronny Allmendinger. Zu dritt, gemeinsam mit seinen beiden Kolleginnen, Janett Neumeister und Claudia Dobritz, haben sie das MEGA-Training für Schüler geleitet, die sich schlecht behandelt fühlen. MEGA steht dabei für „Miteinander echt gut auskommen“. Acht Schüler haben sich für den 4-tägigen Workshop in den Winterferien im Eltern-Kind-Zentrum Mittweida angemeldet. Sonst besuchen sie ganz unterschiedliche Schulen, zum Beispiel die Oberschule Hainichen, Penig und Rochlitz oder das Gymnasium in Borna. 
„Wir sprechen mit den Jugendlichen ganz offen miteinander über Themen, die sie sonst mit sich alleine ausmachen und wir ermutigen sie, sich mit ihren Gefühlen und Erlebnissen auch ihren Eltern und Lehrern anzuvertrauen. “, sagt Familienberaterin Janett Neumeister. In den Kurseinheiten ging es um positive und negative Gefühle, um verschiedene Rollen in der Klasse und um viele praktische Aufgaben.
Die 12-jährige Lisa (Name geändert) fühlte sich sichtlich wohl beim MEGA-Training: „Hier verstehen mich die anderen.“ In ihrer Schulklasse ist sie eher die Ruhige, fühlt sich manchmal ausgegrenzt und beleidigt. „Wenn die anderen aus meiner Klasse über meine Klamotten lachen, ihre Blicke mich mustern, dann kann ich das nur schwer aushalten, ziehe mich zurück und stehe in der Pause wieder alleine da.“ Gemeinsam überlegten die Teilnehmer, welche Rollen es in ihrer Schulklasse gibt: Anführer, Klassenclown, Unbeteiligte, Mitläufer, Ruhige, Schlichter. Beim MEGA-Training traute sich Lisa während der Rollenspiele auch mal in die Position des Anführers zu schlüpfen. Nach den Ferien hat sie sich vorgenommen, mehr mitzureden und sich nicht weiter zu verstecken. „Wenn mich jemand beleidigt, dann muss ich nicht schweigen, sondern kann etwas sagen, womit er nicht rechnet, zum Beispiel ihm ein Kompliment machen.“
„Beim MEGA-Training geben wir den Jugendlichen einen Werkzeugkoffer mit“, sagt Ronny Allmendinger. Zudem sei es wichtig, dass Eltern ein offenes Ohr haben für ihre Kinder und dass Lehrer Mobbing erkennen und direkt ansprechen. „Hierfür braucht es stabile Beziehungen im Elternhaus und Vertrauen zwischen Lehrern und Schülern“, so der Schulsozialarbeiter. Es sei eine herausfordernde Aufgabe für Pädagogen, neben der Erfüllung des Lehrplans sich auch um die Belange der Kinder kümmern und sich um eine wertschätzende Atmosphäre in der Klasse zu bemühen.
Oft sei der Schulalltag geprägt von Schnelllebigkeit, Anspannung und Leistungsdruck. „Das Miteinander fehlt, die Qualität von Beziehungen nimmt ab und die Menschen sind mehr und mehr egoistisch unterwegs“, so die Beobachtung von Janett Neumeister. Nicht nur den Mobbingopfern mangele es oft an Selbstwert, auch den Mobbern fehle es an wertvollen Beziehungen. „Kinder sind ein Spiegel unserer Gesellschaft und das Klima ist rauer geworden.“ Die Familienberaterin wünscht sich mehr Wertschätzung und Einfühlungsvermögen, mehr Zeiten für das Zwischenmenschliche und Gespräche. 

Das Diakonische Werk Rochlitz unterstützt Familien in Erziehungsfragen. Interessierte erreichen die Familienberatung unter Telefon: 03727 996753-37